Bienenstockstirnbrettchen Quer Bee

Mai

Bienenstockstirnbrett „Quer Bee“

Wenn alte Traditionen neue Geschichten erzählen

Honig ist für uns Menschen eine faszinierende Gabe der Natur. Es gibt viele Mythen, Märchen und Geschichten um ihn, ihm wird Heilkraft nachgesagt, und er versüßt uns jede Speise. Auf allen Kontinenten gibt es Bienen, aber nur in einem Land zählt die Imkerei-Kultur seit 2022 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO: in Slowenien

Slovenj Gradec auf der Europakarte

Datierung: 2022
Material: Holz, Acryl, Lack
Maße: 30 x 25 cm
Herstellungsort: Slovenj Gradec, Slowenien,
Sammlung: Slovenski Etnografski Muzej, Ljubljana

Die jahrhundertelange slowenische Imkerei-Kultur wird international geschätzt. Dank einer Initiative der mehr als 11.000 Imker im Land wird seit 2018 am 20. Mai der Welt-Bienen-Tag gefeiert. Der Biene und ihrer Bedeutung für das gesamte Ökosystem wird damit die Aufmerksamkeit gewidmet, die sie in der heutigen Zeit braucht.

Als Kulturerbe der Imkerei gelten neben Handwerkstraditionen auch darstellende Künste, sprachliche Ausdrucksformen und das Wissen über die Natur. Ein spezielles Werk der Volkskunst sind bemalte Bienenstockbretter, die insbesondere in den Regionen Gorenjska und Koroška in Slowenien sowie Kärnten in Österreich hergestellt werden.

Bienenstockstirnbrettchen mit der Heiligen Maria und der kleinen Jesus
Bienestockstirnbrett mit Szenen aus der Imkerei

Bienenstockstirnbretter aus dem 19. Jahrhundert. Aus der Sammlung des Slowenischen Ethnografischen Museums in Ljubljana.

Bereits seit den 1750er Jahren ist die Bemalung dieser Bretter bekannt, die als vordere Stirnbretter den Bienenstock begrenzen. Die kunstvolle Verzierung der Bretter ist außerhalb slowenisch geprägter Regionen unbekannt. Dieser Brauch hatte seine Blütezeit im 19. Jahrhundert. Die Bienenstockbrettchen wurden sowohl von professionellen Künstlern als auch von Laienmalern bemalt. Die Motive orientierten sich meistens an den Wünschen der Kunden und sollten auch dem Schutz der Bienen dienen. Typisch waren deshalb religiöse Motive, aber auch historische Szenen, Bilder aus Märchen, satirische oder allegorische Themen. Die alten Motive spiegeln die Werte der Zeit wider und lassen auf eine für das 19. Jahrhundert typische bäuerliche und patriarchalische Weltanschauung schließen.

Heutzutage werden die Brettchen als Mitbringsel für Touristen hergestellt und neu interpretiert. Die alte Volkskunst wird über die Motivwahl neugestaltet und versteht sich damit als lebendige Kunst.


Auf der Pride Parade im Jahr 2022 in Slovenj Gradec wurde eine Kunstaktion initiiert, die der Neuinterpretation der Motive gewidmet war. Das einzigartige Handwerk wurde im historischen Rahmen der Geschichte in die aktuelle Zeit überliefert, und die
Bienenstockbretter erzählen neue Geschichten in Anlehnung an die Bedeutung der Pride Parade für die Menschen vor Ort. Die Bretter wurden an öffentlichen Plätzen des Städtchens verteilt, an Schulen, Kirchen und in Parks sichtbar angebracht, damit ihre Botschaften alle erreichen.


„Wir sind heute hier, um einen Platz für uns in der slowenischen Geschichte, in der Kärntner Geschichte und Tradition zu fordern. Um einen Platz für die Queers zu fordern und um deutlich zu machen, dass wir schon immer hier waren. Um deutlich zu machen, dass es hier und jetzt einen Platz für uns geben muss.“ „Hier, zuhause, haben wir Gemeinschaft gesucht und gefunden. Wir suchten unsere Geschichte und schrieben unsere Geschichte des Bleibens, des Gebens, des Abschieds, der Sehnsucht, des Verstehens, des Setzens auf Vertrauen, auf Hoffnung.“